Eine außergewöhnliche Theatergruppe wurde am 23.11.19 mit dem 3. Platz beim Jugendkulturpreis des Landkreises Potsdam-Mittelmark geehrt. Die jungen Spielerinnen und Spieler mit und ohne Migrationserfahrung stammen aus sieben verschiedenen Herkunftsländern und fanden sich zusammen in der universellen Sprache des Körpertheaters – mit Mime, Pantomime, Rhythmus und Musik. Die 400 Euro Preisgeld sollen darauf verwendet werden, das Integrations-Projekt weiterzuführen.
Aus der Taufe gehoben wurde die Theatergruppe bereits im Sommer 2019 von der Theaterlehrerin des Vicco-von-Bülow-Gymnasium, Dr. Manuela Sissakis. Sie fand in den den Sozial- und Medienpädagogen des ClabStahnsdorf, bei der kommunalen Fachkraft für Interkulturelle Arbeit, Susanne Weisheit, und bei der DAZ –Lehrerin Frau El-Matani der Gesamtschule Teltow tatkräftige MitstreiterInnen. So entstand eine Kooperation, die Schule machen kann: Der Unterricht im Profilkurs Theater am Gymnasium wurde geöffnet für die SchülerInnen der DAZ-Klasse der Gesamtschule und als kompakte Probenwoche organisiert. Die Proben konnten im ClaB stattfinden, wo das Team des Jugendclubs rundum für eine Wohlfühl-Atmosphäre sorgte, bis hin zum gemeinsamen Mittagessen. Aufgeführt wurde das 20minütige Stück „Pierrot“ dann vor rund 100 Zuschauern anlässlich der 10-Jahresfeier des Gymnasiums. Die Hauptrolle spielte Iman, ein Junge aus Afghanistan, der vorwiegend englisch spricht, weitere SpielerInnen kamen aus Syrien, Tchechien, Rumänien, Deutschland, Kenia und der Slowakei.
Dass so viele Jugendliche mit Migrationserfahrung aus der Gesamtschule gemeinsam mit den Theaterschülern der 8. Klasse des Gymnasiums gemeinsam auf der Bühne standen, ist vor allem Frau Weisheit zu verdanken. Ihr war es gelungen, die Zielgruppe direkt anzusprechen und für das Mitmachen zu begeistern. Für die künstlerische Leitung konnte ein Profi für Maskenspiel und Pantomime gewonnen werden: Gian Andrea Scarello war Leiter eines Tournee-Theaters gewesen und jahrzehntelang selbst auf internationalen Bühnen unterwegs. Mit großer Freude unterstützt er jetzt auch Schulen, die ihren SchülerInnen kulturelle Begegnungen mit europäischen Theatertraditionen ermöglichen wollen. Er hatte bereits letztes Jahr ein Commedia dell’Arte Projekt der Oberstufe im Vicco-von-Bülow-Gymnasium begleitet. Finanziert wurde diese Kooperation durch das MBJS Brandenburg, das mit der „Interkulturellen Plattform“ Finanzierungsmöglichkeiten für derartige Projekte geschaffen hat.
Theaterarbeit kann viel zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Integration und beitragen. Sie ist in besonderem Maße geeignet ist, gemeinsames Handeln zu erleben und damit verbunden Zusammenhalt, Offenheit, gegenseitige Ermutigung und Unterstützung. Grenzen überwand das Projekt in mehrerer Hinsicht: Es schuf Kontakte, die im Alltag sonst nicht selbstverständlich gewesen wären, es überwand Sprachbarrieren. Theaterarbeit lässt keinen Zweifel daran, dass jeder Erfolg am Ende ein gemeinsamer ist. Eine Aufführung als Ziel schafft Verbindlichkeit der sozialen Beziehungen, fordert Anstrengung, Mut und Zuverlässigkeit, lässt im Lampenfieber die Herzen gemeinsam schneller schlagen und macht lange vor dem verdienten Schlussapplaus einen riesigen Spaß – kurz: Theaterspielen ist ein unvergessliches, gemeinschaftsstiftendes Erlebnis! „Theater ohne Grenzen“ war eine bewegende Erfahrung für alle Beteiligten, dem vor allem ein Fazit folgt: Wir wollen das wieder machen!
Ein Bericht kann auf der Webseite der Gesamtschule Teltow gelesen werden.