Zum ersten Mal seit 2013 in Paris hat in diesem Juli wieder der World Congress der International Drama and Education Association (IDEA) in Reykjavik stattgefunden.
Nach der längeren Pause und vermutlich auch noch durch die Pandemie bedingt kamen dazu in einem etwas kleineren Rahmen über 100 TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt zusammen, um sich unter dem Leitthema des bisher 9. Kongresses „Celebrating Drama in a Changing World – Drama for all, tall and small“ auszutauschen, zusammenzukommen und gemeinsam nach vorne zu blicken.
Über vier Tage gab es dazu ein vielseitiges Angebot aus key note lectures, Workshops, der Präsentation von Forschungspapieren sowie dem neuen Konzept der sogenannten SIG-Treffen (special interest group).
Im Sinne des übergeordneten Themas des Kongresses setzte sich eine Vielzahl an Workshops und Forschungspapieren mit der Rolle von Theater in einer sich verändernden Welt auseinander, was sich zum Beispiel in den Themenfeldern Interkulturalität, Diversität, De-Kolonialisierung, mentale Gesundheit, Klimawandel, Geschlechtergleichheit, Friedensbildung und dem Spannungsfeld Theater/Neue Medien wiederspiegelte.
Daneben wurde der Blick ebenfalls auf den globalen Ist-Zustand von Theater als Schulfach geworfen, der sich in den einzelnen anwesenden Ländern als sehr heterogen und mitunter besorgniserregend dargestellt hat.
Mut gemacht hat hier die Delegation aus Rumänien, wo es vier überwiegend sehr junge Frauen geschafft haben, die Implementierung von Theater im nationalen Curriculum durchzusetzen. Ebenso die Anwesenheit einer moldawischen Parlamentsabgeordneten, die ihr Land gerade auf den gleichen Weg bringt.
In seiner Key Note Lecture hat Faisal Kiwewa aus Uganda den Moment des Zusammenkommens genutzt, um das Verfassen einer Declaration of Reykjavik anzuregen – einem Manifest, das als Ergebnis des Kongresses stehen soll und in dem die internationale Gemeinschaft der Anwesenden darlegt, warum es ihr ein Anliegen ist, Theater als Schulfach international zu stärken und zugänglich zu machen, sowie zentrale Werte, welche IDEA in ihrer Arbeit vertritt. Die Idee wurde sehr positiv aufgenommen, IDEA Mitglieder wurden noch während des laufenden Kongresses dazu eingeladen, Änderungsvorschläge und Ergänzungen einzureichen, sodass bereits auf der Abschlussveranstaltung eine erste Arbeitsversion der Erklärung vorgetragen werden konnte. Die Hoffnung ist, dass die Erklärung einzelne Gruppen bei der nationalen Weiterentwicklung des Schulfaches unterstützen kann. Besagte Delegation aus Rumänien konnte bei ihren Gesprächen mit Regierung und Behörden erfolgreich auf eine ähnliche ältere Vorlage aus Frankfurt zurückgreifen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass dieser internationale Austausch und die daraus gewonnenen Perspektiven oder Unterstützungsmöglichkeiten gerade für jemanden, der den Kongress zum ersten Mal erlebt, eine enorme Kraft haben.
Mit TeilnehmerInnen aus ganz Europa, Australien, Kanada, Singapur, Uganda, China und Südamerika wurde gemeinsam gespielt, ausprobiert, diskutiert, Theater geschaut, gegessen, getrunken, die Natur Islands erkundet und immer überlegt, wo es mit Theater als Schulfach hingeht, welche Herausforderungen, Möglichkeiten und Entwicklungen auf uns als internationale Gemeinschaft von Theater Vermittelnden zukommt. Dabei hatte das isländische Team wunderbar die Fäden in der Hand und hat Raum für einen Kongress geschaffen, der nun hoffentlich wieder in seinen regelmäßigen Rhythmus zurückfindet – die Optionen für die IDEA 2024 werden derzeit abgewägt.
(Cindy Reinhardt)