Uncategorized

IDEA World Congress 2022 – Theaterlehrende zu Gast in Reykjavik

Zum ersten Mal seit 2013 in Paris hat in diesem Juli wieder der World Congress der International Drama and Education Association (IDEA) in Reykjavik stattgefunden.

Nach der länge­ren Pause und vermut­lich auch noch durch die Pandemie bedingt kamen dazu in einem etwas klei­ne­ren Rahmen über 100 TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt zusam­men, um sich unter dem Leitthema des bisher 9. Kongresses „Celebrating Drama in a Changing World – Drama for all, tall and small“ auszu­tau­schen, zusam­men­zu­kom­men und gemein­sam nach vorne zu blicken. 

Über vier Tage gab es dazu ein viel­sei­ti­ges Angebot aus key note lectures, Workshops, der Präsentation von Forschungspapieren sowie dem neuen Konzept der soge­nann­ten SIG-Treffen (special inte­rest group). 

Im Sinne des über­ge­ord­ne­ten Themas des Kongresses setzte sich eine Vielzahl an Workshops und Forschungspapieren mit der Rolle von Theater in einer sich verän­dern­den Welt ausein­an­der, was sich zum Beispiel in den Themenfeldern Interkulturalität, Diversität, De-Kolonialisierung, mentale Gesundheit, Klimawandel, Geschlechtergleichheit, Friedensbildung und dem Spannungsfeld Theater/Neue Medien wiederspiegelte. 

Daneben wurde der Blick eben­falls auf den globa­len Ist-Zustand von Theater als Schulfach gewor­fen, der sich in den einzel­nen anwe­sen­den Ländern als sehr hete­ro­gen und mitun­ter besorg­nis­er­re­gend darge­stellt hat. 

Mut gemacht hat hier die Delegation aus Rumänien, wo es vier über­wie­gend sehr junge Frauen geschafft haben, die Implementierung von Theater im natio­na­len Curriculum durch­zu­set­zen. Ebenso die Anwesenheit einer molda­wi­schen Parlamentsabgeordneten, die ihr Land gerade auf den glei­chen Weg bringt. 

In seiner Key Note Lecture hat Faisal Kiwewa aus Uganda den Moment des Zusammenkommens genutzt, um das Verfassen einer Declaration of Reykjavik anzu­re­gen – einem Manifest, das als Ergebnis des Kongresses stehen soll und in dem die inter­na­tio­nale Gemeinschaft der Anwesenden darlegt, warum es ihr ein Anliegen ist, Theater als Schulfach inter­na­tio­nal zu stär­ken und zugäng­lich zu machen, sowie zentrale Werte, welche IDEA in ihrer Arbeit vertritt. Die Idee wurde sehr posi­tiv aufge­nom­men, IDEA Mitglieder wurden noch während des laufen­den Kongresses dazu einge­la­den, Änderungsvorschläge und Ergänzungen einzu­rei­chen, sodass bereits auf der Abschlussveranstaltung eine erste Arbeitsversion der Erklärung vorge­tra­gen werden konnte. Die Hoffnung ist, dass die Erklärung einzelne Gruppen bei der natio­na­len Weiterentwicklung des Schulfaches unter­stüt­zen kann. Besagte Delegation aus Rumänien konnte bei ihren Gesprächen mit Regierung und Behörden erfolg­reich auf eine ähnli­che ältere Vorlage aus Frankfurt zurückgreifen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass dieser inter­na­tio­nale Austausch und die daraus gewon­ne­nen Perspektiven oder Unterstützungsmöglichkeiten gerade für jeman­den, der den Kongress zum ersten Mal erlebt, eine enorme Kraft haben. 

Mit TeilnehmerInnen aus ganz Europa, Australien, Kanada, Singapur, Uganda, China und Südamerika wurde gemein­sam gespielt, auspro­biert, disku­tiert, Theater geschaut, geges­sen, getrun­ken, die Natur Islands erkun­det und immer über­legt, wo es mit Theater als Schulfach hingeht, welche Herausforderungen, Möglichkeiten und Entwicklungen auf uns als inter­na­tio­nale Gemeinschaft von Theater Vermittelnden zukommt. Dabei hatte das islän­di­sche Team wunder­bar die Fäden in der Hand und hat Raum für einen Kongress geschaf­fen, der nun hoffent­lich wieder in seinen regel­mä­ßi­gen Rhythmus zurück­fin­det – die Optionen für die IDEA 2024 werden derzeit abgewägt.

(Cindy Reinhardt)